Die
80er
Unvollendet: Masken, Bandagen, Apocalipsis cum figuris
"Es zeigt sich, dass das Alphabet schon geschrieben ist. Dem Künstler verbleibt, den verzweifelten Wunsch, sich gegenseitig zu suchen, zueinander zu finden und zu erkennen, auszudrücken. Er beschreibt die "Diskrepanz zwischen Wunsch und Vermögen." Überzeugend gestaltet mit Hilfe von Mumie und Maske, wird Entmenschlichung und Beeinflußung innerster Bedürfnisse uns so vor Augen geführt, dass wir uns betroffen fühlen..."
Auszug aus einer Laudatio von Stefan Raquet, 1982

Studie zu "Ein Traum von Winter"
Siebdruckfilm

Studie zu ein Traum von Winter - 1982
Schwarz-Weiß-Fotografie

Ein Traum von Winter
Öl auf Leinwand
190 x 190 cm
1982
Privatsammlung Hamburg

Studie zu Rimbaud
Schwarz-Weiß Fotografien mit Tusche überarbeitet
1983

Ohne Titel
Zeichnung und Lack auf Karton
70 x 50 cm
1981
Im Besitz des Künstlers

Ohne Titel
Studie für die "Verwundungen-Serie"
Gouache, Tusche auf Schwarz-Weiß-Fotografie
1983

Ohne Titel
Tuschezeichnung - 1982

Studie zu "Die Insel"
aus der Serie "Verwundungen"
Schwarz-Weiß-Fotografie
1982

Ganz sei ein Fremder dir -
1983

Zeichnung - 1982
Private Kunstsammlung
Apocalipsis cum figuris

Das fragmentierte, nicht veröffentlichte Projekt Apocalypsis cum figuris fußte auf der Holzstichserie von Albrecht Dürer. Die bandagierten Figuren von Christoph M Frisch, die Klanginstallationen des Tonkünstlers Jürgen Schwan und die Texte des Schriftstellers Gerhard Stebener sollten mit den Dürer-Grafiken zu einem multimedialen Projekt verwoben werden. Übrig blieben die Stills der Außen- und Innenaufnahmen (Mathias Schlaucher), Zeichnungen und Entwurfsgrafiken sowie eine Fortführung von Einzelideen im Werk von Christoph M Frisch.

Projektstudie

Metaphysischer Raum
Öl auf Leinwand
80 x 100 cm
1981
Privatsammlung
Laudatio von Gerhard Stebner | 1982
"Christoph M Frisch bekennt sich zu seiner Herkunft vom Phantastischen Realismus, insbesondere von den Bildern Franz Radziwills (1895 - 1983) der über seine Kunst sagt: "Eine Hölle brauchte ich nicht zu erfinden, wie Bosch es tat; ich erlebe sie ja rings um mich her, wenn man unter Hölle das Ungeordnete, das Verworrene versteht. Es ist Wirklichkeit was ich male, denn mit den leiblichen Augen und meiner Phantasie sehe ich in immer neuer Gestalt auflösende und zerstörende Kräfte." Radziwills
Devise, "das Unwirkliche, Unsichtbare, Verborgene ahnbar zu machen", kann auch für Frisch gelten. Später lernt Frisch, über die Manifeste des Surrealismus von André Breton den Surrealismus kennen. In seiner Malerei reduziert Frisch das Phantastische auf den symbolischen Aspekt. Er sagt: "Symbole vermögen sowohl alltägliche wie auch mystische Momente zu integrieren." Beide Momente verarbeitet er, wie sie sehen, in einer altmeisterlichen, sorgfältigen Technik genauer Detailwiedergabe."
Radziwills Devise, "das Unwirkliche, Unsichtbare,
Verborgene ahnbar zu machen",
kann auch für Frisch gelten.
Beeinflusst von Bretons „La femme invisible“, stützt er sich auf folgende Sätze: „Die Ewigkeit liegt im Moment, im Nu – nicht in der Zukunft“, „Symbole sind die Buchstaben der Ewigkeit.“ Das heißt, seine Bilder werden in jedem Moment in dem sie betrachtet werden, erneut lebendig; die Einsichten und Durchblicke, die sie eröffnen, gründen in einer Sphäre unabhängig vom Betrachter und von Raum und Zeit. Symbole befähigen zu vertiefter Wahrnehmung und Transzendierung der Alltagswirklichkeit.
In jüngster Zeit erprobt Frisch sein künstlerisches Konzept in sogenannten „Mumien“, auch erotischen Mumienstudien, die in gewisser Weise schon Vorläufer haben, z. b. Magrittes „Les amants“ (1928). Verweisen diese Verhüllungen nicht doch auf das Geheimnis der Verpackungen Christos? Die mit Tüchern eingewickelten und verbundenen Menschen, die Frisch malt, lassen mich an Schutzbedürftige, Verwundete, Angstbesessene, Kranke, Schuldiggewordene denken; alle diese bedürfen einer maskenhaften Drapierung: aus Angst vor Verletzungen, aus Scham vor der Freigabe des Ich, auf dem Rückzug vor der Verantwortung, auf der Suche nach dem Heil.
So hält Frisch uns einen Spiegel vor; mit seinen Worten: „Hier ist ein Krieg, ein magischer Zauber, ein Gott oder der Bannspruch eines Narren über die Menschen gefegt und hat sie zur Sprachlosigkeit verurteilt. Da stehen tausend Masken und für jede, die fällt, tauchen tausend andere aus der Dunkelheit des Unbewussten auf. Hier konserviert sich der Mensch vor dem Ewigen, vor sich selbst, vor Alter und Tod, da er sich selbst als klein und endlich empfindet, doch tatsächlich groß und potent sein will – allmächtig...“
Christo vereinfacht und verzichtet aufs Überflüssige.
Frisch macht auch etwas sichtbar, dass nämlich Menschen nie oder selten
sich ganz objektiv, also ohne Maske (ohne Verpackung) gegenübertreten.
So regen seine Bilder, insbesondere seine „Mumien“ zum Nachdenken und Weiterspinnen eines Themas an. Ich habe mich gefragt warum Frisch seine Schöpfungen gerade „Mumien“ genannt hat? Sind wir in gewisser Weise schon jetzt einbalsamierte und konservierte Tote, die nicht mehr leben und zu lieben wagen? Im Johannesbrief (1. Joh. 3,14) steht ja: „Wer den Bruder nicht liebt, der bleibt im Tode.“ Liebe würde in diesem Zusammenhang bewirken Auferstehen, Sich-Öffnen, Sich befreien von Tüchern und Verhüllungen. Dieser Befreiungsakt ist auch wesentlich für die erotische Liebe.
Der Surrealismus als Bewegung ist tot, aber seine Folgen sind, wie Frischs Arbeiten zeigen, unübersehbar und lebendig. In diesem sinne Maurice Blanchot schon 1944 in „La Part du Feu“:
„Der Surrealismus wäre verschwunden? Er ist vielmehr weder hier noch dort: Er ist überall. Ein Phantom ist er, eine strahlende Besessenheit. Er ist – eine verdiente Metamorphose – selber surreal geworden.“

Verwundungen
Eitemper, Öl und Gold auf Holztafel
40 x 80 cm
1985
Private Kunstsammlung

Akt mit Tuch
Chiaroscuro-Serie
Öl auf Leinwand
90 x 100
1985
Kunstsammlung - Hamburg

AOT
(zu Feuerbach)
Mischtechnik auf Holztafel
71 x 92 cm
1985
Im Besitz des Künstlers