Oneiroi

 

Phantasos 1
Phantasos 
Eitempera und Marmor auf Leinwand 100x130 cm | 2007 |
Privatsammlung

 

 

 

Oneiroi

 
Vonnöten - lange Fingernägel kratzen vom schrundigen Leinen Bilder im Herzen der Nacht. Prozesse im Innern waidwund gestoßen. Einander gleichen ohne Derselbe zu sein. Was birgt der Wühler im Grund? Findet er Erkennen? Mit langem starren Blick: Er sieht die Bilder nicht. Raum im Rücken, vor den Schritten bröckelt der Grund. Distanzen sonnenverbrannter kalkiger Erde mit den Schatten von Heldenfiguren. Zerbrochene Götter jenseits des Schmerzes. Sie lieben die verlorene Weite des zärtlichen Windes. Mit getränkten Federn hat man ihre Namen in den nächtlichen Himmel geritzt. Wer singt nun die funkelnden Tropfen? Wer sammelt in Unterweltkneipen die lichtkühle Nacht? Er hat sie nicht gesehen. Einzigartig, wer jetzt noch wissen will. Doch die Tritte im Sand streben eilig davon. Belüge nicht - die Schaumkronen im gezierten Blau, Mohngesänge und den Hunger nach dem Rauschen der Schwingen. Leuchteten euch Kerzen oder Fackeln zum gestrigen Abendmahl? Zittrige Schatten der Oneiroi, verhangen drückende Erdschwere. Einverstanden mit jedem trügerischen Sinn.


Christoph M Frisch


 

 

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Labyrinth
Eitempera und Marmor auf fünf Leinwänden. 90x24 cm | 2005

 

 

 

Auf der Suche nach dem Mythos
Christoph M Frisch | 2007

Schöpfte und behandelte das bekehrte mittelalterliche Abendland, in seiner noch jungen Kunstgeschichte, fast ausschließlich Themen aus dem alten und neuen Testament, so drängte sich in der Renaissance die Antike mit allen ihren Göttern, Helden und Fabelwesen, zwischen das Aufgebot der christlichen Bilderwelt. So gestaltete sich das Erforschen und der Erhalt neuen Wissens, nicht einzig aus einer in die Zukunft gerichteten Perspektive. Viele Antworten fand man in einer Rückschau, die bei Beschuldigungen durch die Inquisition auch als Verteidigungshilfe für eigene Positionen dienlich sein konnte. Die Aufsehen erregende Wiederentdeckung von Marmorstatuen und Figurengruppen der Antike, wie z. B. der des Laokoon (1506 in Rom wieder gefunden und heute im Vatikanischen Museum) und deren Wirkung auf die Kunstschaffenden, lässt sich nur erahnen. Ihre Sinnlichkeit und die bis auf den heutigen Tag verblüffende Kunstfertigkeit ihrer Schöpfer, zerrten nachdrücklich am Gestrüpp, der mit Geboten und Verboten belegten Darstellungsvorgaben christlicher Themen. Die Ansicht von Kunstwerken, deren Optik bisher nur in Beschreibungen einem kleinen gebildeten Kreis vorlag, erleichterte von nun an die Möglichkeit, Ideen zu formulieren, die ihre Erzeuger zuvor in ernste Schwierigkeiten gebracht hätten. Denn wie schnell wurde Kritik an der gesellschaftlichen Ordnung, oder gar am Klerus selbst, mit dem Stigma der Häresie versehen. Den Fundstücken aus der griechischen und römischen Welt hingegen, war ihrer ästhetischen Ausstrahlung wegen, nur schwer der Nimbus von Heidentum und dem damit verbundenen Bösen zuzuschreiben.

Solche Betrachtungen ließen sich traditionell mit den alten Kulturen der nordischen Völker viel einfacher bewerkstelligen. Dies hatte Tradtion. Denn schon die Römer demonstrierten ihre Geringschätzung. Fremd zeigten sich die Riten von Germanen, Goten oder Langobarden und lagen nun im Dunkeln der Geschichte, die der Zusammenbruch des römischen Imperiums hinterlassen hatte. Die kulturellen Hinterlassenschaften waren für die Zentraleuropäer mit nicht lesbaren Schriftzeichen versehen. Keinem Künstler der Renaissance wäre es in den Sinn gekommen, deren Mythologie in seinen Werken zu behandeln. Erkennntnisgewinn und das Streben nach immer größerer Perfektion, in Darstellung und Ausdruck, konnten hingegen durch das Studium antiker Kunstwerke erlangt werden. Stellvertretend sei hier Michelangelo benannt. Wie hätte sich wohl die Darstellung der menschlichen Figur ohne seine Antikenstudien entwickelt?

 

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Oneiroi  Tusche auf Ingreskarton | 2007

 

 

 

 

Im Mythos wird Wissen durch Erzählung übermittelt.

 

 

In der Vergangenheit spielten diese mythischen Stoffe in einer Götterwelt, deren Protagonisten mit menschlichen und natürlich auch übermenschlichen Eigenschaften ausgestattet waren. Bei genauer Betrachtung lassen sich die handelnden Figuren meistens auch einer tatsächlichen und geschichtlich rekonstruierbaren Epoche zuordnen. Diese aus dem historischen Kontext fixierten Positionen, haben sich in unseren Tagen stark verändert. Subkulturelle Aspekte fluteten richtungs- jedoch nicht bedeutungslos, munter die inzwischen längst geschlossenen Hörsäle humanistischer Bildungsanstalten. Durften in den Bildern von David, die Tugenden der französischen Revolution, in den Gewändern antiker Helden posieren, so hatte sich der Elan im ausgehenden 19. Jahrhundert ziemlich abgenutzt. Themen der Antike dienten oftmals nur noch, der ansonsten tabuisierten Darstellung von Erotik. Mit Analogien gespickte Reden, sollten mehr den Bildungsstand des Vortragenden positiv beleuchten, als Inhalte transportieren. Doch mit dem Abklingen des antiken Themenkanons traten im Zeitalter der Nationenbildung die nordischen Kulturen, erstmals seit der Christianisierung Europas, in den Fokus der Kunstschaffenden. Auf der Suche nach Identität, versuchten sich die Geister der Klassik in einer Absetzbewegung. Die Romantik war geboren. Ein evolutionärer Prozess, der immer wieder die Kunstgeschichte bestimmte, in der Geister einer verklärten Vergangenheit, zu Zeugen der Avantgarde hinzu gezogen wurden. Dichtungen wie „Die Edda“ gelangten aus den Gelehrtenstuben in die Köpfe und Ateliers der Kunstschaffenden. Dass dabei so manche inhaltlich klaffendede Lücke interpretiert werden musste, lag nahe. Die Archäologie war schließlich noch eine sehr junge Disziplin. Aber diesem kreativen Überbrücken entsprangen fesselnde Kunstwerke des 19. Jahrhunderts. Allen voran sei hier das Werk Richard Wagners, als Beispiel eines gelungenen Experiments benannt.

 

 

 

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Oneiroi  Tusche auf Ingreskarton | 2007

 

 

Noch einmal wurde die Mythenwelt der nordischen Völker unter den Nationalsozialisten bemüht. Hier diente sie freilich der obskuren Beweisführung einer frei erfundenen Rassenlehre (Mythus im 20.Jahrhundert/ Rosenberg). Viele deutsche Künstler schlossen sich diesen kruden Theorien an und schufen, unter dem mythologischen Deckmantel, einen sinnentleerten Brei aus antiken und nordischen Elementen. (u.a. Joseph Thorak u. Arno Breker) Heute beobachten wir wieder ein Amalgam aus althergebrachten und neueren Elementen, jenseits einer strengen Fixierung auf historische Authentizität. Durfte sich in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, Vertreter der psychedelischen Generation, noch durch das tolkiensche Mythenlabor lesen, so wurde mit dem Voranschreiten der Computertechnik, der Hörsaal  mit dem Kinosaal getauscht. Das Bedürfnis auf mythische Stoffe zuzugreifen, blieb jedoch vorhanden. Die Lücken die das verblassende christliche Gedankengut hinterlassen hat, wird mehr und mehr mit Versatzstücken solcher Themen ausgefüllt. Dabei ist die Zahl der Interessierten, die auch nicht mehr einer spezifischen gesellschaftlichen Gruppe zuzuordnen sind, größer denn je. Die Unterhaltungsindustrie auf ihrer Suche nach Themen bedient sich, ohne Berührungsängste, lässt in Computerspielen und Kinofilmen (Der Herr der Ringe, Troja, Games of Throns), ebenso wie in der phantastischen Literatur (George R. R. Martin, Dan Simmons), mythische Welten wiedererstehen. Aber natürlich gibt es auch heute die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Mythos innerhalb der Künste. Sie sind alle mit dem Attribut versehen, grundlegende, fundamentale Stoffe zu benennen.

 

 

 

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Oneiroi  Tusche auf Ingreskarton | 2007

 

 

 

Im Mythos wird Wissen durch Erzählung übermittelt. Seine Transformation zum Bild erschafft eine sprach- bzw. wortlose Ebene die, ist sie nicht gerade als Illustration angelegt, ihre Lesbarkeit unter Umständen gänzlich verloren hat und sich oft nur anhand des hinterlegten Bildtitels zuordnen lässt. Doch auch mit dieser Vorgabe birgt das Wissen, um die mythologische Vorlage, nur einen Aspekt von vielen Betrachtungsmöglichkeiten. Dass dabei Großes geschaffen wurde, sehen wir z. B. im Werk Anselm Kiefers und natürlich, neben vielen vielen anderen Künstlern, auch in den Arbeiten eines Joseph Beuys. Bei der Auseinandersetzung mit dem Mythos nutzen die Künstler das Gerüst eines großen Rahmens, innerhalb dessen sie ihre Schöpfungen wachsen lassen können und deren Ausmaße sie selbst bestimmen. Es hat einen besondereren Reiz sich dem nahezu zeitlosen Klang mythischer Erzählungen zu nähern. Diese erfahren deshalb auch immer wieder neue Interpretationen. Ihre nun miteinander vergleichbaren Umsetzungen in den schreibenden, darstellenden und bildenden Künsten, zeigen uns menschliche Kulturgeschichte, in ihrer lebendigen Entwicklung. 

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Oneiroi 
Eitempera, Pigment, gem. Marmor auf Karton | 2007

 

 

 

 

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Oneiroi 
Eitempera, Pigment, gem. Marmor auf Karton | 2007

 

 

 

 

WV 3008 IV
IV
Eitempera auf Leinwand | 2007

 

 

 

 

WV3001 Anything
Anything
Eitempera und Zeichnung auf Karton | 50 x 70 cm
2008

 

 

 

 

Lysthea
Lysthea
Tusche, Aquarell auf Ingreskarton | 2007

 

 

 

 



2007 Phobos

Phobos
Eitempera und Marmor auf Leinwand 100x130 cm, 2007

 

 

 

 

Phantasos
Phantasos
Schmelzglas, Silber, Schellack
auf Holztafel |
Private Kunstsammlung




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