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Entwuerfe z JZ
                                               Bei den zwölf aquarellierten Tuschezeichnungen handelt es sich um Vorstudien zum Joseph-Zyklus.
                                                               Private Kunstsammlung,  Deutschland

 
 
 
 
Presseveröffentlichung für die Ausstellung in Oberstdorf
vom 23. August bis zum 10. September 1998
von Dieter Liermann



Mit Arbeiten des saarländischen Malers Christoph M. Frisch setzt Pfarrer Gerhard Schäfer seine traditionelle Reihe von Kunstausstellungen in der Oberstdorfer Ev. Christuskirche fort. Im Mittelpunkt steht der Joseph-Zyklus - eine episodenhafte Darstellung verschiedener Lebenssituationen des alttestamentarischen Joseph in 12 Bildern. Frisch geht das Thema mit dem ihm eigenen  Stil dynamischer Darstellung an. Der Mensch als Mittelpunkt seiner Bilder wird zum Teil in entindividualisierender Gesichtslosigkeit dargestellt, auf der Suche nach Orientierung hin zum Erhabenen und größeren Spiegelbild seiner selbst. Dieses Spiegelbild ist Joseph, der - wenngleich sich auf einer Stufe mit den anderen Menschen befindend- in der Darstellung zumeist im Zentrum steht und und ein Mehr aufweist; ein Mehr an Helligkeit, ein Mehr an Größe, ein Mehr an Dasein. Frisch bedient sich bei der Darstellung seiner Figuren kräftiger, meist dunkler Farben und bildet mittels feinster Schattierungen Spannungsfelder heraus, die dem Betrachter das Spektrum menschlicher Existenz in seiner unendlichen Weite vermitteln. Die schlanken, die Bilder auch räumlich beherrschenden Figuren versinnbildlichen dabei spürbar den sich entwickelnden Menschen, wobei auch darstellerisch die Orien-tierung am Vorbild des Joseph spürbar wird. So geht der Zyklus auch über ein bloßes Abbild der alttestamentarischen Joseph-Geschichte hinaus, Moses 39 - 50 bilden lediglich Anlass und Grundidee für den Zyklus. Frisch will denn auch sein Werk nicht als Interpretation des Alten Testaments oder gar als religiöse Kunst verstanden wissen. Er schöpft seine Ideen zwar aus der Literatur, möchte diese aber nicht nur illustrieren, sondern lässt sich bei der Schöpfung eines Werkes von der geistigen Idee leiten.
 

Für Frisch steht der innovative Prozess hin zum Abstrakten im Mittelpunkt, währenddessen er eine stete Vertiefung seiner Kenntnisse über Farben und Formen zu erfahren vermag. Der Künstler selbst wird so zum Subjekt eines ständigen Lernprozesses- ein Prinzip, das nicht zuletzt auch in der intensiven Darstellungsform des Zyklus seinen Ausdruck gefunden hat. Christoph M. Frisch
wurde 1959 in Neunkirchen geboren. Er genoss Ausbildungen als Goldschmied sowie in Kirchenmalerei und den Techniken der Radierung und des Siebdruckes. Seit 1979 ist er freischaffender Künstler. Seine Werke wurden in einer Vielzahl von nationalen und internationalen Ausstellungen gewürdigt. Ein kleiner Ausschnitt dessen ist zusätzlich zum Joseph-Zyklus zu sehen.





 

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Der Becher
 Eitempera auf Leinwand 50x70 cm, 1995
 Privatsammlung Paris

 

 

 

Klaus Pfaller zur Eröffnung der Ausstellung des Joseph-Zyklus
in der Ev. Christuskirche, Oberstdorf

27.September.1998

Der Becher – Josefsgeschichte

"Das kann doch nicht wahr sein. Das gibt es doch nicht!" Aber da ist der Becher. Der silberne Becher. Ausgerechnet in Benjamins Sack wurde ergefunden. Sie brechen zusammen. Verzweifelt, kraftlos. Wie wenn ihnen die Wahrheit sämtliche Kraft aus den Körpern gesaugt hätte. Ein Bruderstellt sich mit ausgebreiteten Armen vor Benjamin. Ist es Ruben, oder Juda, der später die große Verteidigungsrede halten wird? Nur Benjamin nicht. Der Sohn des Glücks unseres Vaters. Sein Herzblatt, seine besondere Freude. Und sie hatten sich verbürgt: "Wir werden ihn dir wiederbringen. Keine Angst. Lass ihn bitte mit nach Ägypten ziehen. Nur wenn wir diesem mächtigen Verwalter Benjamin zeigen wird er uns etwas zum Essen verkaufen. Uns glauben, dass wir nicht feindliche Kundschafter und Spione, sondern wirklich deine Söhne und eine Familie sind. Außerdem wird nur dann Simeon wieder frei, den er als Geisel für den Beweis der Wahrheit gefangen behalten hat." Und jetzt der Becher in Benjamins Gepäck. Das ist das Aus. Das wird Vater Jakob das Herz endgültig brechen. Sie hatten ja miterlebt, wie ihn der Tod Josefs, den sie ihm auftischten, mitgenommen hatte. In seiner Trauer, seinem Leid. Einer der beiden Söhne seiner Lieblingsfrau Rahel tot. Dann stehen sie wieder vor dem hohen ägyptischen Verwalter. Klein, niedergeschlagen, schuldbewusst, auswegslos. Benjamin soll als sein Sklave hier in Ägypten bleiben? Es darf nicht sein. Nie darf das Normalität, Wirklichkeit werden. Juda ist es, der das Wort ergreift. Mutig, allein schon mit seinem Ansinnen den hohen Ägypter zurückzuweisen.

 

"Nein, lass bitte Benjamin ziehen. Um seiner selbst willen und wegen dem Vater. Den zweiten Verlust eines Sohnes wird er nicht überleben. Nimm mich an seiner Stelle als Sklaven. Ich bleibe für ihn hier." An seine ägyptischen Mitarbeiter und Untergebenen schickt Josef aus dem Raum. Dann gibt er sich ihnen unter vielen Tränen zu erkennen. "Ich bin euer Bruder Josef. Den ihr übel behandelt und in die Sklaverei nach Ägypten verkauft habt. Ich war tot, für den Vater, für euch. Aber auch ihr wart tot, für mich. Untergegangen in unsäglichen Gefühlen der Verletztheit. In der Vergangenheit, deren Erinnerung sich in mir nur wie ein großer Schmerz meldete. Jetzt kehre ich zurück. Ins Leben, in euer Leben. Ich nehme euch an und meine Vergangenheit. Versöhnt." Die Bibel erzählt, wie Josef alle seine Brüder umarmt und wie er an ihrer war der Verwalter des Hilfsprogramms. Auch seine Brüder waren wie viele aus Kanaan gekommen um Lebensmittel zum Überleben zu kaufen. Sie erkannten ihn nicht. Auch nicht, als er Simeon als Geisel in Gefangenschaft nahm. Benjamin sollten  sie nach Ägypten bringen, beweisen, dass sie keine Spione sondern wirklich diese Familie waren. Katz und Maus hatte ermit ihnen gespielt, praktisch bis er sich zeigte und mit ihnen versöhnte. Mir hat die Josefsgeschichte, so beeindruckend ich sie auch fand, darin immer Schwierigkeiten gemacht. Warum spielt er so mit ihnen? Ist es nicht ganz schön grausam seine Macht so auszunutzen, dass die anderen in existenzielle Ängste geworfen werden? Oder ihrer Freiheit beraubt? Ist das eventuell billige Rache, oder Sadismus?

 

Erst später, ich war selbst Opfer von Gewalt geworden, begriff ich langsam die Dimension der Bewegung, die da dahintersteckt. Vergebung und Versöhnung sind oft nicht leicht zu erlangen, im Gegenteil. Man ist damit auch nicht leicht fertig. "Entschuldige bitte", sagen wir oft ganz leicht. Fast so, als könnten wir sie bestellen oder erpressen. Wer wirklich Schuld, schuldig werden an sich selbst, zu vergeben hat, spürt das Gewicht, wie schwer das sein und gehen kann. Das ist nicht mit einem Wort, einem Satz getan. Der Schmerz in mir muss stiller, ruhiger werden. Mein Herz muss bei einer bestimmten Erinnerung nicht mehr zu rasen beginnen, sondern ruhiger schlagen können. Ich muss in eine versöhnte Welt einsinken, eintauchen können. Spüren, dass wieder Frieden ist, und mich nicht meine Angst von gestern total in den jederzeit möglichen Verteidigungszustand versetzen muss. Nur wenn die gestern gewachsene Angst durch den erreichten Frieden heute einschlafen kann, überflüssig wird, kann Versöhnung, Entschuldigung wirklich werden. Das ist sehr viel mehr als nur ein Wort. Oder die vorschnelle Antwort auf ein fast erpresst ausgesprochenes: "Entschuldige bitte!" Vielleicht würde ein längerer, persönlicherer Satz der Wirklichkeit viel näher kommen. "Ich hoffe, ich wünschte so sehr, dass du mir einmal vergeben, mich entschuldigen kannst. Helfe Gott uns beiden." Denn gerade wer einmal Opfer geworden ist weiss, dass man nicht einfach der Macher von Verzeihung und Vergebung sein kann.

 

 

Sehen wir diesen "Joseph-Zyklus"

mit einem Dank an den Maler Christoph M. Frisch

als die Geschichte einer großen Versöhnung.

 

 

 

An Josef sehe ich, dass er etwas für seinen Frieden, seine Vergebung braucht und sich das auch durch die Erschaffung dieser Situation bei seinen Brüdern holt. Er braucht das Neue. Das Neuland, die neue Erfahrung, die wieder verbindend gewordene Menschlichkeit. Er braucht nicht einfach seine Familie, um da weiterzumachen, wo sie zuletzt aufgehört haben. Er braucht seine Familie, aber nur, wenn in ihr neu etwas gewachsen ist. Und das erlebt er. So, dass er wieder weinen kann, dass es ihn anrührt, Brust weint. Was da wohl wieder alles in ihm ins Fließen gekommen ist? Wie ein ausgetrockneter, toter Fluss, der wieder Wasser hat, wieder als Fluss zum Leben erwacht. Die Erinnerung an eine Kindheit, der wieder nachgespürt werden kann. Der Mutter, dem Vater, der ihn so sehr liebte, dass er sogar ausgefallene Wünsche von ihm erfüllte. Als er ihm damals mit dem bunten Rock kam. Jeder lief einfach herum, aber er in dem bunten Rock. Auch da gab es sicher schon Eifersucht. Erst richtig aber, als er mit seinen Träumen kam. Seine Garbe, die in der Mitte stand. Schön groß, auf-recht, und die anderen Garben standen im Kreis darum herum und verbeugten sich. Oder als es fast sogar Jakob zuviel wurde. Als sich Sonne, Mond und Sterne um ihn bewegten. Er natürlich wieder die Mitte.  Der Fehler waren nicht die Träume, sondern dass er sie in die Ureifersucht seiner Geschwister hinein erzählte. Vielleicht sogar ganz arglos. Aber für sie hieß die Botschaft ganz klar: "Der will über uns stehen. Etwas besseres sein. Der nimmt sich viel zu viel heraus. Zu viel an Eltern- und Vaterliebe. Zu viel an Platz, der eigentlich uns zusteht. Der nimmt sich einfach, was ich haben will. Wäre er weg, wie schön wäre das." Erst war das vielleicht eine Phantasie, ein flüchtiger Gedanke in einem eifersuchtskranken Kopf. Dann ein bohrendes Vorhaben, das nur auf seine Gelegenheit wartet. Als Josef hinauskam zu ihnen und ihrem Vieh war er ganz allein in ihrer Gewalt. Sie hätten ihn getötet, hätte Ruben sich nicht die Finger schmutzig machen wollen. So schlugen sie ihn nur anständig zusammen, warfen ihn in den Brunnen und verkauften ihn schließlich als Sklaven einer Karawane nach Ägypten. Sie waren ihn los, nie mehr würden sie ihn sehen und dem Vater erzählen, sie hätten nur noch sein blutiges Kleid gefunden. Was sie aber nicht los wurden war ihr schlechtes Gewissen, eine negative Lebensenergie, dicht halten müssen, das Geheimnis bewahren. Nie darf es einer wissen. Der niedergeschlagene Josef machte seinen Weg in Ägypten. Wahrlichkeinen leichten. Belogen, falsch angeklagt, Gefängnis, Vergessenheit. Aber er blieb lebendig. Beseelt von einem Glauben an den wohlmeinenden, führenden, bewahrenden Gott. Offen für Visionen, Begabungen, Talente, die ihm gegeben waren, und die er nicht als schwarze Magie, sondern zum Nutzen seiner Mitmenschen einsetzte. Er machte seinen Weg so, dass er im Rückblick einen Sinn, eine Führung Gottes darin sehen konnte. Wie gut, dass ich an diesen Platz gekommen bin, wo ich euchhelfen kann, euch retten kann, euch einen Platz zum Überleben sichern kann.

 

Möglich, dass ihm dieser Gedanke schon beim ersten Mal kam. Alles war ja gekommen wie er den Traum des Pharao gedeutet hatte. Die sieben fetten, fruchtbaren Jahre, und die sieben Jahre der Dürre, der Hungersnot. Und dass der ausgetrocknete Fluss wieder zu existieren beginnt. Die Brüder haben sich geändert, sie haben gelernt. Nein, sie würden Benjamin nicht einfach abschreiben, ihn hängenlassen, vielleicht gar mit der Häme, wieder einen Liebling des Vaters aus dem Weg geräumt zu haben.

 

Das Gegenteil ist der Fall. "Nimm lieber mich und verschone meinen Bruder und meinen Vater. Mein Leben hat seinen Sinn in dieser Bewahrung, in dieser Verantwortlichkeit." So sind sie zu hören. Solidarität statt Stoß über den Tellerrand, Liebe und Verbundenheit statt Gewalt und Gemeinheit, wir stehen zu unserer Gemeinschaft, Familie, mit all ihren Besonderheiten. Sie sind anders geworden. Das bekommt Josef von ihnen. Das berührt ihn zutieftst. Was für tolle Brüder ihr für Benjamin seid. Wie euch das Leid des Vaters berührt und handeln lässt. Da ist jetzt wirklich der Raum des Friedens. Wo die Rache stumm wird, das Herz ruhig schlagen darf, die gestern gewachsene Angst nicht aktivieren muss. Das ist der Raum, wo sich zeigen, sich zu erkennen geben sein kann. Die Umarmung. Die Tränen. So geht Versöhnung. So ereignet sich Vergebung. Und unser Herz ist von selbst voll Dank an Gott, wo wir das erleben, miterleben dürfen.

 

 

Sehen wir diesen "Joseph-Zyklus" mit einem Dank an den Maler Christoph M. Frisch als die Geschichte einer großen Versöhnung. In der Gott ganz nah und bewegend ist. Und sehen wir in dieser Geschichte auch unsere Versöhnungswege. Wo wir aufbrechen, wo wir ankommen.

 

 

 

 

 

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 Links:
Vor der Geschichte

Rechts:
Das Gewand

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

JZ3JZ4Links:
Joseph im Brunnen



Rechts:
Das Gewand

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Links:
Joseph im Kerker

 

Rechts:
Joseph vor Pharao

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Links:
Die Erhöhung

 

Rechts:
Die Brüder vor Joseph I

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Links:
Die Brüder vor Joseph II

 

Rechts:
Das Wiedersehen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Links:
Der Segen

 

Rechts:
Josephs Tod

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Der Joseph-Zyklus
Eitempera auf Karton | 50x70 cm | 1995
Privatsammlung, Paris





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