Das trunkene Schiff
XXL Format 28 x 28 cm
74 Seiten
Hardcover
Leporellobindung
Gewicht ca 1300 g
Limitiert auf 50 Exemplare
Nummeriert und signiert
140,00 EUR inkl. MwSt
Bei Interesse: Kontakt zum Künstler
„Das trunkene Schiff“ ist ein Kunstprojekt von Christoph M Frisch in Buchform.
Bild- und Textmaterial aus den letzten vier Jahrzehnten werden in einem Transformationsprozess neu interpretiert und durch aktuelle Ansichten ergänzt.
Vierzig Jahre Kunstschaffen spiegeln sich in den Fotografien, Zeichnungen und Grafiken. Texte und Lyrik des Künstlers korrespondieren mit den Bildinhalten, jedoch ohne die Absicht, diese zu illustrieren.
Abbildungsqualität, Haltbarkeit und die Option einer Leporellobindung bildeten die Grundlage zu der Entscheidung, dieses Projekt als hochwertiges Fotobuch von Saal.de herstellen zu lassen.
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Christoph M Frisch
Das trunkene Schiff ...
… ist eine Zusammenstellung von Bild- und Textmaterial aus den letzten vierzig Jahren. Die Materialien wurden teilweise überarbeitet und final digitalisiert, um die Druckfähigkeit zu gewährleisten. Vielfach wurde neues Material hinzu gefügt. Zudem Szenarien entwickelt und abgelichtet, um bei der Entwicklung, wie bei einer Palette, auf sie zugreifen zu können. Gut ein Drittel dieser Materialien wurden schlussendlich benutzt und eingepflegt. Das Buch hat sich beim Arbeiten entwickelt., die Zusammenstellungen entstanden nicht in der Absicht zu illustrieren. Vielmehr sind sie Prozessen der Assoziation zuzuordnen. Es gibt keinen wirklich roten Faden, wenn auch einzelne Elemente, wie z. B. bestimmte Masken und Figuren, wiederholt erscheinen.
Der portugiesischen Dichter Fernando Pessoa bestimmt als Mann mit Hut (nach einer original Fotografie), einige der Seiten. Baudelaire, dem ich im letzten Jahr ein Buch-Projekt gewidmet habe („Le souffle du poète“) und der mich so oft in meinem Leben als Quelle inspirierte, erscheint hier hingegen nicht.
Vielfach sind die Textfragmente Tagebucheinträgen entnommen. Sie korrespondieren, zumindest auf der Zeitachse, mit einem Teil des Bildmaterials. So bestimmt der autobiografische Aspekt den Geist dieses Projekts. Letzteres der Seite des Habens und Könnens geschuldet. Denn nur die Summierung eigener Lebensjahre ermöglichen mit einem solchen Zeitfaktor zu arbeiten und mit Brückenbögen, über Jahrzehnte reichend, zu gestalten.
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Christoph M Frisch
Das trunkene Schiff
Auszug aus einem Werkstattgespräch
„Elemente die so biografisch mit einem selbst verknüpft sind, lassen sich nur schwer mit Abstand betrachten. Da verbleibt die Aufgabe, das kritische Auge auf die Zusammenstellung der Inhalte und das Layout zu richten. Einiges an Material, so auch "Die Nachtigall" darf man als "Jugendtext" bezeichnen. Da ist das Wünschen gewichtet, da Lebenserfahrung, den spärlichen Jahren geschuldet, noch nicht vorhanden ist.
Dafür war aber die Verlockung groß, den Blick durch ein Zeitfenster werfend, diesen Text einzubinden. Der Teil gestaltete sich in der Erfindung von Bildern für eine Zuordnung recht aufwendig und ich entwickelte viele Variationen bis ich das Gefühl hatte, jetzt passt es zusammen.
Generell hat der Umstand, dem Bildmaterial nicht das alleinige Gewicht zuzuordnen, dem Ganzen einen anderen Aufmerksamkeitsfaktor einverleibt. Erfahrungen durch die Zuordnung früherer Zyklen im Kontext zu literarischen Themen halfen hier wenig. Der Text entwickelt schon aus seinem Vorhandensein eigene Gravitationskräfte. Dies lässt sich in einem Bild fassen: Der "Mönch am Meer" im Bild von C. D. Friedrich mag noch so klein in der Komposition angeordnet sein, er wird für den Betrachter zum Zentrum und das gewaltige Naturgeschehen zur Kulisse. Dieser Umstand hat mich bei den Kompositionen dieses Buches geleitet und viel Lieb gewonnenes außen vor gelassen um eine Balance zu schaffen. Wenn meine Zeit es gestattet und ich in ein paar Jahren diese Geschichte nochmals betrachten darf, bin ich jetzt schon neugierig, wie ich das Ergebnis bewerten werde. -“
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Christoph M Frisch
Das trunkene Schiff
Rezension von Benedikt Maria Trappen - März 2022
Ewigkeit beginnt mit dem Vergessen
Der saarländische bildende Künstler Christoph Maria Frisch (Tholey) hat 2021 einen Bild-Text-Band vorgelegt, in dem erstmals nicht – digital aufbereitete und veränderte – graphische Werke aus vierzig Jahren dominieren, sondern Texte, die überwiegend Tagebuchaufzeichnungen entnommen sind, und Bilder sich wechselseitig erhellen und kommentieren. Das trunkene Schiff versteht sich daher nicht als Dokumentation und Retrospektive, sondern als eigenständige Komposition, ein Projekt, das Motive verfolgt und Brücken über Jahrzehnte schlägt.
Während Frisch in früheren Jahren Bilder-Zyklen immer wieder in Anlehnung an literarische Themen konzipiert hat – Joseph und seine Brüder, Trakl, Baudelaire, Rimbaud, – fügt er nun immer wieder Bilder des portugiesischen Dichters Fernando Pessoa ein. Eine multiple Persönlichkeit, deren literarische Existenz ihn zu wundersamen Entdeckungen des Früheren im Späteren geführt hat.
Der Jugendtext „Die Nachtigall“, expressionistisch, surrealistisch und existentiell wie die autobiografischen Texte, aus denen zitiert wird, und die beigefügten Bilder, lassen den Quellgrund der Kreativität erkennen, aus dem das Werk hervorging: Erotischer Trieb, Begehren, ungebändigte Natur und Sehnsucht nach Licht, Freiheit, Ganzheit, Vollkommenheit, der „Schwärze“ vergleichbar, dem Ausgangszustand, aus dem Alchemisten „Gold“, den „Stein der Weisen“, das „Elixier der Unsterblichkeit“ zu destillieren versuchten. Nacktheit, Verhüllung, androgyne Gestalten, Tabus, mit Bändern umwickelte, gefesselte, geknebelte Figuren, Masken, die Farben Rot und Grün, Qual, Hölle und Ekstase sind wiederkehrende frühe Motive des Werks, ein Amalgan aus Narzissmus, Zorn, „titanischer Bosheit“, Zerrissenheit und „zagrescher Neugier“, aus der „Prometheus ein neues Geschlecht“ schöpfen will. Der Künstler als Alchemist, Selbstschöpfer, Weltschöpfer.
Das Werk beginnt comichaft mit der letzten Schulstunde des Jugendlichen, die den Aufbruch ins Leben anzeigt, die Fragen nach Gott, Endlichkeit und Unendlichkeit und endet comichaft: Die Seiten 3 und 4 aus Das trunkene Schiff werden vor den Augen unzähliger Zeitgenossen zerknüllt uns ins All geworfen. Ein Stern, der verglühend hell erstrahlt. „Schlimm sind mir die Entscheidungen geworden. Die Verzweiflung vor den Bildern...„. Die Schule des Lebens geht dem Ende zu. „Endlichkeit“ und „Vergänglichkeit“ sind keine bloßen Worte mehr. Der Bilderkosmos explodiert, die spärlich beleuchtete Behausung des Lebens schwebt davon.
Der Künstler – ein Supermann, Übermensch mit den Zügen Nietzsches – fliegt neuen Räumen entgegen. „Verspüre keine Angst, der unerklärliche Atem schleppt das Wunder,“, dichtet der Künstler dazu. Noch einmal erklingt die Glocke, die einst das Ende der Schulzeit angezeigt hat: „Das wars für heute. Kommt gut nach Hause,“hieß es zu Beginn.
Am Schluss sind alle Masken abgenommen. Und die Bilanz des künstlerischen Lebens? – „Aus müder Hand so nichts aus Gold. Das trägt die Tage schwerelos.“ Ein Abschiedswerk, in dem der Künstler sich nüchtern und realistisch in kosmischer Dimension verortet. Nichts bleibt von Jahrhunderten und Jahrtausenden, nicht einmal Asche und Sternenstaub…
Veröffentlicht in DAMARU Ewigkeit beginnt mit dem Vergessen
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